ALLE LÄNDER UND KONTINENTE IN IHRER WIRKLICHEN GRÖSSE
© Akademische Verlagsanstalt, 1990
FL - 9490 Vaduz, Aeulestrasse 56 Tel.: +423 2326277
ISBN 3-905019-02-7
Dieser Atlas erscheint in allen Ländern der Erde mit dem gleichen Inhalt. Er entstand in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Schweizerischen Komitees der UNICEF.
Nach Auskunft des Verlages (vom 13. Januar 2001) ist der Atlas (Ausgabe 1990) noch erhältlich!
Nachfolgender Text ist im Einband des Atlas abgedruckt:
Dieser Atlas stellt den größten Fortschritt der Kartographie seit
400 Jahren dar. Damals vollendete Mercator das erste Buch, in dem es nur Karten gab, den
ersten "Atlas", benannt nach dem Riesen der griechischen Sage, der die Welt auf
seinem Rücken trägt. Von den 90 Karten des Mercator-Atlas zeigen 51 Karten Mitteleuropa.
Damit war das geographische Weltbild für die Epoche der Europäisierung der Erde
geschaffen, das unsere Atlanten bis heute prägt: Mehr als die Hälfte der Karten aller
bisherigen Atlanten bringen Länder des europäischen Kontinents zur Anschauung, der nur
ein Sechzehntel der Landoberfläche der Erde bedeckt. Die übrigen fünfzehn Sechzehntel
der Erdoberfläche werden in der zweiten Atlashälfte zusammengedrängt. So erhält ein
Land wie die Schweiz (41000 qkm) eine eigene Doppelseite, weil es in Europa liegt.
Dreißigmal größere Länder wie Niger (1 267 000 qkm) muß man auf einer
Übersichtskarte von Afrika suchen. Und nicht einmal ein zweihundertmal größeres Land
wie Brasilien (8 512 000 qkm) ist auf einer eigenen Doppelseite dargestellt. So sind in
allen Atlanten bis auf den heutigen Tag die Länder Europas selbständige Subjekte einer
individualisierenden Erdbetrachtung, die außereuropäischen Länder aber bloße Objekte
einer generalisierenden Geographie. Aber dies europazentrische Weltbild ist unhaltbar
geworden. Arno Peters hat mit diesem Atlas die überfällige Revolution unseres
geographischen Weltbildes vollzogen. Die paritätische Darstellung aller Länder und
Kontinente, wie sie diesem Atlas zugrundeliegen entspricht dem wissenschaftlichen
Weltbilde des nachkolonialen Zeitalters.
Gegenüber diesem ersten wirklichkeitsgetreuen Bilde der Erde werden alle Atlanten zu
Relikten der vorwissenschaftlichen Geographie, wie sie dem Zeitalter der Europäisierung
der Erde zu eigen war. Aber der Peters Atlas unterscheidet sich nicht nur durch seine
Wahrhaftigkeit, - seine Klarheit und seine Schönheit heben ihn nicht weniger über die
bisherigen Atlanten. So führt es das neue Zeitalter der Geographie herauf und gibt ihm
zugleich seine klassische Ausprägung. Durch seine leichte Verständlichkeit ist er
geeignet, geographische Kenntnisse auch Menschen zu vermitteln, die zu den immer
komplizierter gewordenen Kartenbildern der alten Geographie keine Zugang mehr finden.
Dabei ist dieser Atlas ein modernes, verläßliches Nachschlagewerk - und er ist ein
Bildungsbuch von überragender Anschaulichkeit und Informationsdichte. Der Inhalt der 246
thematischen Karten ist eine einmalige spannende Lektüre, geeignet unsere Kenntnisse
über die Situation der Welt auf ein solides Fundament zu stellen und so das
Tagesgeschehen auf dem Hintergrund der Weltlage zu begreifen. Ständige Benutzung dieses
Atlas lehrt uns: Die gute Karte ist schon die ganze Geographie.
Arno Peters ist ohne Zweifel der berühmteste Kartograph des 20. Jahrhunderts. Von Haus
aus Historiker, lehnte er sich schon während seines Studiums in Berlin gegen das
europazentrische Geschichtsbild auf und erarbeitete ein paritätisches Bild der Geschichte
aller Länder und Lebensbereiche. Weil sich diese erste wirklich erdumgreifende
Universalgeschichte textliche Gestaltung entzog, entwickelte er ein neues
Mitteilungssystem: Die räumliche Darstellung der Zeit. Auf dieser Grundlage wurde
Geschichte kartographisch mittelbar und ohne Zahlenlernen durch bloßes Anschauen
erlebbar. Seine "Synchronoptische Weltgeschichte" wurde in Deutschland.
Österreich, Frankreich und der Schweiz zum Standardwerk der Universalgeschichte.
Der universellen Öffnung unseres Geschichtsbildes folgte die Korrektur unseres
geographischen Weltbildes. Nach gründlichem Studium der mathematischen Grundlagen der
Mercatorkarte und aller späteren Erdkarten erkannte er die Unhaltbarkeit der
herkömmlichen kartographischen Lehrgebäudes, schuf im Auftrage der UN-Universität eine
eigene Kategorienlehre ("Die neue Kartographie") und konstruierte auf deren
Grundlage eine neue Erdkarte. Diese "Peterskarte" wurde in zehn Jahren mit 18
Millionen Exemplaren in sechs Sprachen weltweit verbreitet und verdrängte die
Mercatorkarte, die 400 Jahre lang unser geographisches Weltbild geprägt hatte. Arno
Peters erreichte sein Ziel einer Überwindung des europazentrischen Weltbildes, indem er
die Grundqualitäten der Mercatorkarte (Achstreue und Lagetreue) erhielt und ihnen die der
Mercatorkarte fehlende Qualität (Flächentreue) hinzufügte. Dadurch wurde die
Peterskarte zum Symbol der Gleichrangigkeit der Dritten Welt und der nachkolonialen Epoche
unserer Geschichte.
In Zusammenarbeit mit mehreren UN-Organisationen, insbesondere UNICEF und UNCP,
entwickelte Professor Peters in den letzten 12 Jahren seinen Atlas, der unser
geographisches Denken aus der Jahrhundert alten europazentrischen Enge befreite und einem
paritätischen, wissenschaftlichen Weltbilde entgegenführte.
Das von ihm geschaffene Mitteilungssystem der räumlichen Darstellung der Zeit führte
Arno Peters zur Entwicklung einer neuen Notenschrift, deren Grundlagen er 1984 am
Mozarteum in Salzburg veröffentlichte ("Die maßstäbliche Darstellung der Tondauer
als Grundlage oktav-analoger Farbnotation").
VORWORT
Ein Jahr nach der Entdeckung Amerikas teilte der Papst die außereuropäische Welt unter
die mächtigsten Staaten Europas auf. Hundert Jahre später vollendete Mercator seinen
Atlas. Um diese Zeit war die Europäisierung der Erde schon weit fortgeschritten, und so
war sein Atlas erster Ausdruck des geographischen Weltbildes im Zeitalter des
Kolonialismus.
Tausende von Atlanten sind seitdem erschienen, und sie unterscheiden sich in vieler
Hinsicht von Mercators Atlas. Aber sie alle blieben seinem europazentrischen Weltbilde
treu, sie alle stellten das eigene Land, den eigenen Kontinent durch Anwendung
unterschiedlicher Maßstäbe größer dar als die außereuropäischen Länder. Wenn nun
mit dem Zeitalter des Kolonialismus auch die europazentrische Denkweise enden soll,
bedürfen wir eines neuen geographischen Weltbildes, das auf der Gleichrangigkeit aller
Völker der Erde beruht.
Dieser Atlas bildet alle Staaten und Kontinente im gleichen Maßstab ab. Ihre Größe und
ihre Lage in der Welt kann dadurch unmittelbar vom Kartenbilde abgelesen werden. Diese
paritätische Darstellung der Erde ist Ausdruck jenes weltumspannenden solidarischen
Bewußtseins, das im Begriffe steht, das herkömmliche europazentrische Denken zu
überwinden.
Der grundlegende Wandel unseres Weltbildes, wie er in diesem Atlas vollzogen ist, bedurfte
außer der Maßstabsgleichheit aller Einzelkarten noch des einheitlichen flächentreuen
Projektionsprinzips und einer neuen, universell anwendbaren Geländedarstellung. Auch alle
246 thematischen Karten sind flächentreue Erdkarten, so daß auch diese umfassende
geographische Darstellung von Natur, Mensch und Gesellschaft auf dem paritätischen
Weltbild beruht, wie es den Geländedarstellungen zugrundeliegt. So kann der Atlas dazu
beitragen, die Ursachen und Hintergründe des Nord-Süd-Gefälles wie des
Ost-West-Gegensatzes als Ausdruck der tiefen Kluft zwischen armen und reichen Menschen und
Völkern zu begreifen und auf diese Weise die Umwälzungen unserer Epoche zu verstehen.
Unterschrift
Arno Peters
KARTOGRAPHISCHE EINFÜHRUNG
Es mag unglaublich klingen, aber alle bis heute erschienenen Atlanten
zeigen ein verzerrtes Bild unserer Welt. Die Art dieser Verzerrung und ihre Ursachen sind
jetzt so offenbar, daß es kaum verständlich ist, warum sie über 400 Jahre lang
unbeachtet geblieben sind. Es gibt Form-Verzerrungen, die unvermeidlich sind, weil man die
Oberfläche einer Kugel nicht verzerrungsfrei auf eine Ebene projizieren kann; aber die
Größen-Verzerrungen, deren Ursache in der Anwendung verschiedener Maßstäbe innerhalb
eines Atlaswerkes liegt, sind vermeidbar. Wir haben uns jedoch daran gewöhnt, eine
Darstellung der Welt als natürlich hinzunehmen, die den eigenen Kontinent, das eigene
Land größer abbildet, als es im Vergleich zur übrigen Welt tatsächlich ist, während
die uns ferneren Länder und Erdteile durch die Wahl eines anderen Maßstabes wesentlich
kleiner abgebildet sind. Unser geographisches Weltbild ist durch diese, allen bisherigen
Atlanten eigene Darstellungsweise so fest geprägt, daß wir ihre grobe Verzerrung der
Wirklichkeit kaum noch wahrnehmen. Wir haben uns daran gewöhnt, Europa und Nordamerika
wie durch ein Vergrößerungsglas zu betrachten, den Rest der Welt aber wie durch ein
umgedrehtes Fernrohr.
Diese Betrachtungsweise der Welt ist jedoch keineswegs natürlich.
Sie ist ein Überbleibsel aus der Epoche des Kolonialismus. Denkende Menschen können
diesem überholten geographischen Weltbild heute kaum noch zustimmen. Aber bisher gab es
keinen Atlas, der durch richtige Wiedergabe der Größen-Verhältnisse aller Länder und
Kontinente die Erde wirklichkeitsgetreu darstellte.
EIN EINZIGER MASSTAB
In diesem Atlas haben zum ersten Male alle Geländekarten den gleichen Maßstab: Jede
Doppelseite zeigt ein Sechzigstel der Erdoberfläche. So können alle Geländekarten
direkt miteinander verglichen werden. Diese einmalige Möglichkeit führt zu vielen
überraschenden Erkenntnissen, so etwa wenn man Großbritannien (Seite 32) mit Madagaskar
(Seite 47) und Japan (Seite 59-59) vergleicht oder Nordeuropa (Seite 32-33) mit Mexiko
(Seite 18-19) und Indonesien (Seite 68-69). Überall erkennen wir, wie falsch die
Vorstellung der Größenverhältnisse von Ländern und Erdteilen ist, wie sie uns die
herkömmlichen Atlanten mit ihren vielen verschiedenen Maßstäben vermitteln.
Doch was meinen wir eigentlich, wenn wir "Maßstab" sagen? Die Maßstabsangaben
in allen herkömmlichen Atlanten beziehen sich auf das Verhältnis der Entfernungen auf
der Karte zu denen in der Natur. Diese Angaben ermöglichen eine Umrechnung für
Längenvergleiche mit anderen Karten. Aber dieses komplizierte Verfahren ist so mühselig,
daß sich nur wenige Atlasbenutzer seiner bedienen. Es kommt hinzu, daß die Anzahl
verschiedener Maßstäbe in unseren Atlanten erstaunlich hoch ist, im allgemeinen zwischen
zwanzig und fünfzig. Von einer allgemeinen Vergleichbarkeit der Karten in herkömmlichen
Atlanten kann also keine Rede sein. Außerdem gelten die Maßstabsangaben in allen
bisherigen Atlanten nie für die ganze Karte, sondern stets nur für eine einzige
Kartenebene, also etwa für einen bestimmten Breitenkreis, weil bis heute alle Atlanten
nur einen Entfernungs-Maßstab angeben. Entfernungstreue gehört aber zu den
Eigenschaften, die bei der Übertragung der runden Erdoberfläche auf die Kartenebene
notwendig verlorengehen. Dagegen ist es möglich, die Flächen exakt zu übertragen, was
in diesem Atlas erstmals geschehen ist. So nennen im Peters-Atlas alle Geländekarten an
Stelle des notwendig falschen Entfernungsmaßstabs den für die ganze Kartenfläche
verbindlichen exakten Flächenmaßstab. Da alle Karten in diesem Atlas den gleichen
Flächen-Maßstab haben, ist überall 1 Quadratzentimeter auf der Karte = 6.000
Quadratkilometer in der Natur. Doch hat dieser Fortschritt der Geographie zum ersten
wirklichen Weltatlas seinen Preis: Für bestimmte Zwecke ist dieser Atlas nicht geeignet:
Er kann nicht die Straßenkarte des Autofahrers sein oder die Grundlage des
Heimatkunde-Unterrichts - globale WeItsicht schließt das aus.
EINHEITLICHE ZEICHENGEBUNG
Wenn alle Karten den gleichen Maßstab haben, sind sie nicht nur direkt vergleichbar, sie
sind auch auf gleiche Weite generalisiert. Diese Vereinfachung
der tatsächlichen Beschaffenheit der Erde paßt die Wirklichkeit dem Maßstab an. So
werden die Windungen einer Straße oder eines Flusses bei einem Maßstab von 1: 100.000
wirklichkeitsnäher dargestellt, als bei einem Maßstab von 1: 1.000.000. Diese
Generalisierung ist verbunden mit der Zeichengebung; Städte mit 1-5 Millionen Einwohnern
werden je nach Maßstab mit unterschiedlichen Zeichen dargestellt, Gebirge gleicher Höhe
erhalten je nach Maßstab verschiedene Einfärbung. Alle diese Schwierigkeiten kennt der
Peters-Atlas nicht; seine Geländekarten haben durch ihren einheitlichen Maßstab nur eine
einzige Generalisierung und also nur eine Zeichengebung.
GELÄNDEDARSTELLUNG IN NEUEN FARBEN
Die Grün/Braun-Färbung steht in den herkömmlichen Atlanten für die Höhenstruktur des
Geländes: Grün bedeutet Tiefland, braun Bergland, mit Übergängen und Abstufungen
zwischen den beiden Farben. Weil diese Farben aber (wie das Blau der Meere und das Weiß
der schneebedeckten Berge) der Natur nachempfunden sind, verbindet der Kartenbenutzer
unbewußt Grün mit der Vorstellung von Wiesen, Wäldern und Feldern, Braun mit der
Vorstellung von Ödland und Wüste. Für Europa trifft diese Gleichsetzung weitgehend zu,
hier ist tatsächlich das Tiefland in der Regel bewachsen, während die höheren
Bergregionen öde und unwirtlich sind. Außerhalb Europas ist das aber häufig anders. In
Nordafrika sind die Tiefebenen (auch solche, die tiefer liegen als der Meeresspiegel)
meist Wüsten, während die Vegetation oft erst oberhalb einer bestimmten Höhe in den
Bergen beginnt. Die Grün/Braun-Färbung ist also für eine Kennzeichnung der
Höhenstruktur in einem wirklichen Weltatlas unbrauchbar. Deshalb steht im Peters-Atlas
Grün für Vegetation, Braun für Ödland, und eine Mischung der beiden Farben steht für
schwache oder stellenweise auftretende Vegetation.
Die Angaben über die Verteilung von Ödland und Vegetation wurden für diesen Atlas
erarbeitet durch das Remote Sensing Unit der Geographischen Abteilung an der Universität
Bristol. Dabei wurden über einen Zeitraum von drei Jahren alle öffentlich zugänglichen
Satellitenaufnahmen weltweit in Einheiten von jeweils 20 Quadratkilometern eingeteilt,
verglichen und dann in die Geländekarten des Peters-Atlas übertragen. So wurden die
Bodenbedeckungs-Aussagen in diesem Atlas weltweit zur exaktesten und aktuellsten
Information über die Verteilung der Vegetation.
DIE HÖHENGESTALTUNG
Um ein wirklichkeitsgetreues Bild der Höhenstruktur zu geben, sind im Peters-Atlas
erstmals zwei Techniken vereinigt: Die in den letzten Jahren zu hoher Vollkommenheit
entwickelte Handschattierung der Berge (Schummerung) und die
wegen ihrer hohen Kosten selten angewandte Relieftechnik, bei
der die ganze Erdoberfläche naturgetreu Nachgeburt und fotografiert wird. Obwohl die
dreidimensionale Wirkung der Relieftechnik unübertrefflich ist, hat sie auch ihre
Schwächen: Das Licht muß wegen der Schattenwirkung beim Fotografieren hauptsächlich von
einer Seite kommen, wodurch die parallel zum Lichteinfall gebauten Gebirgszüge keine
Schatten werfen und die quer zur Lichtquelle stehenden Berge viele Details der Landschaft
mit ihren starken Schatten verdecken, Im Peters-Atlas wurden die Relieffotos nachträglich
manuell überarbeitet, um die Schattenwirkung so zu vereinheitlichen, daß die ungefähre
Höhe der Gebirge auf allen Karten direkt von der Schwärzung ihrer Schatten abgelesen
werden kann. Durch die Verteilung von Höhenangaben über die ganze Fläche aller Karten
kann zusätzlich die genaue Höhe abgelesen werden.
DIE PETERS-PROJEKTION
Wer einmal versucht hat, die Schalen einer Apfelsine zu einer glatten Fläche
zusammenzufügen, kennt das Problem, vor dem alle Kartographen stehen: Die grundsätzliche
Unmöglichkeit der verzerrungsfreien Übertragung einer Kugeloberfläche auf die Ebene.
Formtreue, Entfernungstreue und Winkeltreue gehen dabei notwendig verloren. Aber es ist
möglich, drei andere Qualitäten zu erhalten: Flächentreue, Achstreue und Lagetreue. Die
Flächentreue ermöglicht den direkten Größenvergleich über
die ganze Kartenfläche; die Achstreue erlaubt durch Erhaltung
der senkrechten Nord-Süd-Achse eine zuverlässige Orientierung, und die Lagetreue
gewährleistet, daß Orte gleicher Sonnen-Einstrahlung stets in einer parallel zum
Äquator verlaufenden Geraden liegen.
Arno Peters hat 1973 seine Erdkarte veröffentlicht, die alle drei in der Kartenebene
erhaltbaren Qualitäten vereinigt:
Flächentreue, Achstreue und Lagetreue. So sind die wirklichen Größenverhältnisse aller
Länder und Kontinente von ihr unmittelbar ablesbar. Für diesen Atlas hat Arno Peters nun
das seiner Erdkarte zugrundeliegende Projektionsprinzip verallgemeinert, so daß es nun
auch für jedes Teilgebiet der Erde die verzerrungsfreieste Abbildung darstellt. Da
Karten-Verzerrungen bei einer Projektion sich in dem Maße verringern, wie sich der
wiedergegebene Ausschnitt der Erdoberfläche verkleinert, sind die 43 Einzelkarten in
diesem Atlas in ihren Formen wesentlich wirklichkeitstreuer als auf der von Arno Peters
geschaffenen Erdkarte. So korrigieren diese Einzelkarten insbesondere die auf der Erdkarte
unvermeidbaren Verzerrungen im Äquatorial- und Polarbereich. Auf der Suchkarte im
vorderen Buchdeckel haben nur vier Kartenausschnitte die gleiche Form wie die
Einzelkarten, auf die sie verweisen (14-15,16-17, 54-55, 56 - 57). Die Form der übrigen
Kartenausschnitte der Suchkarte zeigt, wie sich das Verhältnis der Höhe zur Breite auf
der Erdkarte polwärts und äquatorwärts durch die Projektion notwendig verändert.
Die acht Pol-Karten haben den gleichen Maßstab wie alle übrigen Geländekarten. Sie sind
auch flächentreu und zeigen auch auf jeder Doppelseite ein Sechzigstel der
Erdoberfläche. So kann die Größe der auf ihnen abgebildeten Länder und Kontinente auch
direkt mit allen anderen 35 Geländekarten verglichen werden. Die auf Pol-Karten notwendig
verlorengehende Lagetreue und Achstreue fehlt auch den von Arno Peters für diesen Atlas
geschaffenen Pol-Karten auf den Seiten 80-95.
DIE SPRECHENDEN ERDKARTEN
Der zweite Teil dieses Atlas lenkt die Aufmerksamkeit auf die Erde als Ganzes. Der Autor
hat die Daten für 246 einzelne thematische Erdkarten gesammelt, die er unter 45
Hauptthemen zusammengefaßt hat. Jedes dieser Hauptthemen hat eine eigene Doppelseite, die
jeweils soviel einzelne thematische Erdkarten zeigt, wie sie Aussagen enthält, also: Für
jede Aussage eine eigene Erdkarte. So zeigt die Doppelseite "Lebenserwartung"
nur eine große Erdkarte, weil sie nur einer einzigen Aussage bedarf, während zur
Doppelseite "Tierhaltung" 16 Sprechende Erdkarten gehören, weil die Verbreitung
jedes einzelnen Haustieres auf einer eigenen Erdkarte dargestellt ist.
Der Grundsatz, auf einer sprechenden Erdkarte stets nur eine Aussage zur Anschauung zu
bringen, ermöglicht eine einheitliche Gestaltung durch Anwendung von Farbstufen. Dabei
bedeutet hell stets wenig und dunkel viel.
Auf diese Weise werden die Aussagen aller Sprechenden Erdkarten mit einem Blick verständlich, ohne die sonst
üblichen Symbole und Erläuterungen.
DAS GRADNETZ
Der herkömmliche Null-Meridian, der durch den Londoner Vorort Greenwich läuft, wurde
1884 weltweit anerkannt, als England die stärkste europäische Kolonialmacht war und ein
Viertel der Erde beherrschte. Nach dem Ende des europäischen Kolonialismus und der
Schließung der Sternwarte von Greenwich gibt es heute keinen Grund mehr, an diesem
Null-Meridian festzuhalten. Die Datumsgrenze, die vom Null-Meridian abhängig ist, bedarf
dringend einer Korrektur. Längst wurde sie überall dort partiell verschoben, wo sie
durch bewohntes Gebiet verlief, so daß sie heute eine streckenweise bis zu 1.000
Kilometer vom 180. Meridian abweichende gekrümmte Linie ist. Und die Einteilung des
Gradnetzes in 360 Meridiane läßt sich im Zeitalter der Dezimalrechnung auch nur schwer
aufrechterhalten. Arno Peters hat aus allen diesen Gründen ein neues Gradnetz geschaffen,
dessen Null-Meridian mit der von ihm in die Mitte der Beringstraße gelegten Datumsgrenze
zusammenfällt, und das die Erde in 100 Meridiane und 100 Breitenkreise teilt.
Weil das neue Gradnetz aber noch nicht allgemein eingeführt ist, wurde in diesem Atlas
das alte Gradnetz beibehalten. Das neue Gradnetz findet sich nur auf der Erdkarte im hinteren Buchdeckel (Seite 230-231).
DER INDEX
Wer in einem herkömmlichen Atlas vom Index ausgehend eine Stadt, einen Fluß, eine
Landschaft sucht, muß sich außer der Seitenzahl mindestens zwei Zeichen (Zahlen oder
Buchstaben) merken. Es wird wenige Atlasbenutzer geben, die nicht schon öfter eine Zahl
oder einen Buchstaben vergessen hatten, ehe sie den gesuchten Ort fanden, und die deshalb
abermals den Index aufschlagen mußten. Im Peters-Atlas gibt es außer der Seitenzahl nur
einen einzigen Buchstaben, der sich neben der (hier stets zweistelligen) Seitenzahl leicht
merken läßt. Das neue Such-System wird auf Seite 188 erklärt.
COMPUTER-KARTOGRAPHIE
Mit Hilfe der Computer-Kartographie ist es möglich geworden, Karten stets auf dem
neuesten Stand der weltweiten Forschung zu halten. Doch liegt in ihr die Gefahr, daß die
Karte jener Schönheit und Lebendigkeit beraubt wird, die ihr nur von der Hand des
Kartographen gegeben werden kann. Der Peters-Atlas verbindet beide Arbeitsweisen: Die
Basiskarten wurden in Bern von der modernsten Scitex-Anlage Europas geplottet mit den
neuesten Datenbändern der Eidgenössischen Technischen Hochschule; die Geländekarten wie
die thematischen Karten wurden dann in bewährter kartographischer Handarbeit in Oxford
vollendet.
Auf diese Weise erfüllt der Peters-Atlas die alte Kartographen-Forderung: So viel Technik
wie nötig - so viel Handarbeit wie möglich.
Unterschrift
Terry Hardaker
Chefkartograph
Oxford Cartographers
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Datum der letzten Aktualisierung: 26. Februar 2001