Der Geologe
Ein wichtiger Zweig der Mineralkunde, die regionale Minerographie, und die Petrographie
(Gesteinskunde) stellen die gleichen Anforderungen an gute kartographische Darstellungen
wie etwa die Lagerstättenlehre (und damit das Bergbauwesen), die Klimatologie oder die
Meteorologie: Sie wollen die Verteilung und Anordnung ihrer Objekte auf der Erdoberfläche
veranschaulichen. In fast noch stärkerem Maße bedürfen aber Geologie und Paläontologie
sowie Paläogeographie oder Paläoklimatologie tunlichst verzerrungsfreier und dabei
flächentreuer Karten der gesamten Erdoberfläche. Man denke etwa an die
Kontinentalverschiebungslehre, an die weltweiten Grabensysteme, Vulkanketten, ebenso auch
an Darstellungen der Urmeere und der früheren Landverteilung, Gebirgsbildung, an
Tiefseeforschung und dergl.
Alles, was zum Lob der Peters-Karte von den zuständigen Fachleuten gesagt wurde, und was
Prof. Troll in so vorzüglicher, knapper Form zusammenfaßte, trifft auch auf die
Bedürfnisse der Geowissenschaften zu, zumal es möglich ist, daß wir in nicht ferner
Zukunft ähnliche Kartendarstellungen für andere Planeten und für den Mond brauchen.
Der Mineraloge hat neben diesen allgemein auf unsere Erdoberfläche bezüglichen
Gesichtspunkten noch andere Interessenbeziehungen zu Kugeloberflächen-Darstellungen in
der Ebene:
Für ihn ist der Kristall als zu untersuchender geometrischer Körper ein Mikrokosmos, und
es hat sich bewährt, seine inneren (physikalischen) und oberflächlichen
(morphologischen) Symmetrieeigenschaften, die sich im dreidimensionalen Raum entwickeln,
so zu veranschaulichen, daß man sich den Kristallmittelpunkt mit dem Zentrum einer Kugel
identifiziert denkt, auf deren Oberfläche ein Koordinatennetz mit Polachse, Äquator,
Längen und Breitenkreisen gedacht ist. Die Symmetrieeigenschaften des Kristalls können
mit diesen Winkelkoordinaten klar erfaßt werden. Bei der Übertragung des
Kugeloberflächenbildes in eine Zeichenebene war es bisher meist üblich, sich mit der
oberen Kugelhälfte (oberhalb des Äquators) zu begnügen, so daß man mit den üblichen
Projektionsarten für eine Halbkugel (stereographische, orthographische, gnomonische
Projektion) auskam. Bei den neueren fotografischen Untersuchungsverfahren
(Reflexphotographie, Debye-Scherrer Methode der Röntgenstrahlenbeugung) wird nun aber
gern mit Zylinderbildern gearbeitet, die Ähnlichkeit mit rechtwinkligen Erdkarten haben.
Hierbei bedeutet sicherlich in Fällen, die Flächentreue erwünscht machen, die
Peters-Karte einen echten wissenschaftlichen Fortschritt.
Unterschrift
(Prof. Dr. Siegfried Rösch)
Lehrstuhl für Mineralogie an der Universität Gießen
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Datum der letzten Aktualisierung: 25. Januar 2001